Stückelbergs wiederentdeckte Wandbilder – Fragmente aus einem Basler Künstlersalon

Ausstellung im Museum Kleines Klingental vom 13. Mai 2023 bis 10. März 2024

Im Zentrum der neuen Sonderausstellung des Museums Kleines Klingental steht ein vom Basler Künstler Ernst Stückelberg (1831–1903) in den 1870er-Jahren mit Wandbildern dekorierter Salon. Kurz vor Abbruch des Hauses wurden 1937 Teile der Salon-Dekoration herausgebrochen und eingelagert. Aus dem Dunkeln ans Licht geholt, werden die Wandbildfragmente von Ernst Stückelberg in den beziehungsreichen (Ausstellungs-)Raum gestellt und im Begleitprogramm zur Ausstellung wird die Frage nach deren Zukunft thematisiert.

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Ernst Stückelberg, Prudentia. Wandbild um 1875. Privatsammlung Schweiz (Ausschnitt)

An seinem Basler Lebens- und Wirkungsort am Petersgraben, im Erimanshof, schmückte Ernst Stückelberg um 1875 einen Salon mit Wandmalereien aus. Beim Umbau der Basler Altstadt in den 1930er Jahren musste das Haus des Basler Malers der Verbreiterung der Kreuzung am Blumenrain weichen. Ganze Wandteile mit Fragmenten der Salon-Dekorationen aus den 1870er Jahren wurden 1937 beim Abbruch herausgenommen und über Jahrzehnte eingelagert. Das Museum Kleines Klingental holt die zum Teil fast tonnenschweren Fragmente erstmals wieder ans Tageslicht und stellt die Frage nach ihrer Zukunft.

Stückelbergs Salon-Wandmalerei war Ausdruck seiner persönlichen Befindlichkeit, dokumentierte sein Streben nach monumentalem Schaffen und mondäner Raumgestaltung. Mit dem Bauboom in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden öffentliche Plätze und Bauten mit Monumentalwerken ausgestattet, zugleich Privatarchitekturen zunehmend als Gesamtkunstwerke interpretiert.

Von Melchior Berri (1801–1854) inspiriert und von Jacob Burckhardt (1818–1897) gefördert, bildete Stückelbergs Vorlage für die 1859 realisierte Glasmalerei des Kaiserpaars Heinrich II. und Kunigunde im Basler Münster seinen ersten Beitrag zu einem Monumentalwerk. Noch im Vorfeld des Deutsch-Französischen Kriegs hatte Arnold Böcklin (1827–1901) mit seinen Freskenzyklen im Gartensaalbau der Villa Sarasin-Sauvain und im Museum an der Augustinergasse in Basel 1868/69 Aufsehen erregt. Stückelberg blieb demgegenüber die Ausführung einer prestigeträchtigen monumentalen Wandmalerei im öffentlichen oder privaten Raum versagt. Mangels Auftrags wie Forums nutzte Stückelberg seinen Salon im Erimanshof. Die Salon-Wandmalerei reflektierte die Italienerlebnisse des Künstlers, liess Gegenwärtiges und Vergangenes in der Postulierung ethisch-moralischer Idealität aufgehen. Die Salon-Malerei blieb unvollendet und Stückwerk, ehe sie in Stücken ausgebrochen wurde. Mit Vollendung des Freskenzyklus in der Tellskapelle am Urnersee 1883 erlangte Stückelberg die Bekanntheit, welche seinen Geltungsdrang befriedigte. Die Wand- und Freskomalerei gab er bald auf und zog sich weitgehend aus dem Kunstbetrieb zurück.

Die Episode Stückelberg’scher Freskomalerei beschloss 1883 das Gastmahl auf Manegg. Das Fresko trug zu einem stimmigen Raumkunstwerk im Zürcher Stadtpalais von Melchior Römer-Pestalozzi (1831–1895) bei. Mit Rudolf Koller, Ernst Jung, Julius Stadler und Johann Rudolf Rahn gehörte der Auftraggeber zum Bekanntenkreis des Künstlers aus seiner Zürcher Zeit um 1860 bis 1865 an. Diese Bande waren auch für die Laufbahn seines Sohnes Alfred Stückelberg (1867–1926) bedeutsam. Mit Ernst Alfred Stückelberg, dem Erforscher der Schweizer Sakralkunst und ersten Denkmalpfleger des Kantons Basel-Stadt, führt die Ausstellung ins Kleine Klingental zurück, dessen Gebäude neben dem Museum auch die Kantonale Denkmalpflege Basel-Stadt beherbergen.

Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation von Sandra Fiechter (Separatum aus der Zeitschrift für Archäologie und Kunstgeschichte ZAK, 1/2023).

Hinweise:

Informationen für Besucherinnen und Besucher:
Die Ausstellung im Museum Kleines Klingental dauert vom 13. Mai 2023 bis 10. März 2024.
Die Vernissage findet am 10. Mai 2023, 18 Uhr, im Kleinen Klingental statt.

Öffnungszeiten: Mittwoch und Samstag, 14 bis 17 Uhr, Sonntag, 10 bis 17 Uhr.
Eintritt: CHF 8.–/5.–

Zur Ausstellung erscheint ein bebildertes Leporello sowie eine Begleitpublikation von Sandra Fiechter (Separatum aus der Zeitschrift für Archäologie und Kunstgeschichte ZAK, 1/2023).

Informationen zum Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung finden Sie auf: www.mkk.ch

Anfragen für private Führungen sind mindestens zwei Wochen im Voraus an das Sekretariat der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt zu richten: Tel. +41 (0)61 267 66 25.

Museum Kleines Klingental, Unterer Rheinweg 26, 4058 Basel, Tel. +41 (0)61 267 66 25/42,  www.mkk.ch.

Impressum
Stückelbergs wiederentdeckte Wandbilder - Fragmente aus einem Basler Künstlersalon
Ausstellung im Museum Kleines Klingental vom 13. Mai 2023 bis 10. März 2024

Veranstalterin: Stiftung pro Klingentalmuseum
Kuratorin: Sandra Fiechter, Kunst und Architekturhistorikerin
Projektleitung: Dr. Daniel Schneller, Direktor Museum Kleines Klingental
Projektteam: Dr. Gian Casper Bott, Leiter Museum Kleines Klingental; Désirée Hess, Assistentin Museum Kleines Klingental und Viktor Frei, Support und Technik
Szenographie: EMYL Basel mit Kuratorin und Projektteam Museum Kleines Klingental
Ausstellungsgrafik: Schärer de Carli Basel
Rahmenprogramm: Dr. Daniel Schneller und Sandra Fiechter
Begleitpublikationen: Sandra Fiechter (Separatum ZAK und Leporello MkK) und Klaus Spechtenhauser (Leporello MkK)

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